Zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie gehören starke Übelkeit und Erbrechen. Durch verschiedene Medikamente – sogenannte Antiemetika – versuchen Ärzte, diese Effekte der ohnehin schon sehr belastenden Behandlung zu reduzieren. In einer ersten Studie wurde nun festgestellt, dass Cannabis die genannten unerwünschten Wirkungen von Zytostatika deutlich reduzieren kann. Zweieinhalb Jahre wurde Chemotherapie-Patienten ein Hanfpräparat verabreicht, eine andere Gruppe erhielt ein Placebo. Die Unterschiede waren signifikant. Die australischen Studienautoren planen nun weitere, vertiefende Untersuchungen, an deren Ende im Idealfall der routinemäßige Einsatz von medizinischem Cannabis als Begleitmedikation zu einer Chemotherapie stehen könnte.
Kaum ein Patient, der sich einer Chemotherapie unterziehen muss, kommt um die Nebenwirkungen Übelkeit und Erbrechen herum. Die Beschwerden können derart belastend sein, dass Betroffene einen Abbruch der lebensnotwendigen Behandlung in Erwägung ziehen.
„Die mit der Chemotherapie verbundenen Nebenwirkungen sind einige der Hauptursachen für den Abbruch der Behandlung“
sagt Philippe Lucas, Vizepräsident für globale Patientenforschung bei einem Hersteller für medizinisches Cannabis. Aus diesem Grund verabreichen Ärzte den Patienten Wirkstoffe, die Übelkeit lindern, sogenannte Antiemetika. Schon lange weiß man, dass Cannabis ebenfalls einen antiemetischen Effekt aufweist. Wie gut sich dieser für eine begleitende Medikation im Rahmen einer Chemotherapie eignet, haben australische Wissenschaftler der Universität Sydney nun in einer ersten Studie zu dem Thema evaluiert.
Cannabis zeigt deutliche Überlegenheit gegenüber Placebo
Die Pilotphase der Studie dauerte zweieinhalb Jahre, wobei 81 Teilnehmer eingeschrieben waren. Um in die Studie aufgenommen zu werden, mussten die Patienten bereits während der Chemotherapie unter Übelkeit und Erbrechen gelitten haben, obwohl sie entsprechende Medikamente zur Vorbeugung eingenommen hatten. Ein Teil erhielt ein Cannabis Präparat, die Vergleichsgruppe bekam ein wirkungsloses Placebo verabreicht. Die Ergebnisse der zweieinhalb Jahre dauernden Pilotphase der Studie waren deutlich:
- Ein Viertel der Patienten, die Cannabis erhielten, klagten weder über Übelkeit noch über Erbrechen
- In der Placebo-Gruppe waren dies lediglich 14 Prozent, also nur etwas mehr als die Hälfte
„Diese ermutigenden Ergebnisse zeigen, dass medizinisches Cannabis dazu beitragen kann, die Lebensqualität von Chemotherapie-Patienten zu verbessern“,
freut sich Studienleiter Peter Grimison.
Weitere Studien sollen vielversprechenden Effekt bestätigen
Nachdem der Auftakt sehr vielversprechend verlaufen ist, plant Peter Grimison die nächsten Schritte:
„Die Studie wird nun in eine größere Phase übergehen, um mit noch größerer Sicherheit festzustellen, wie wirksam medizinisches Cannabis ist und ob es für die routinemäßige Krebsbehandlung in Betracht gezogen werden sollte„, sagte Professor Grimison.
Bestätigen sich die Ergebnisse auch bei einem größeren Patientenkollektiv, könnte dies ein Durchbruch sein, schließlich stellt Cannabis eine gut verträgliche, natürliche und offensichtlich sehr wirksame Alternative zu synthetischen Antiemetika dar. Für Krebspatienten wäre dies eine große Erleichterung in einer ohnehin schon schweren Situation.