Eine Umfrage unter Notfallmedizinern brachte ein erstaunliches Ergebnis: Im Notfall verabreichen Notärzte lieber Cannabismedikamente als Opioide – vorausgesetzt sie wurden über deren Wirksamkeit informiert.
Die Umfrage unter Notfallmedizinern
Bei der größten nationalen Konferenz der amerikanischen Notfallmediziner (American College of Emergency Physicians Annual Conference) im Jahr 2018 wurden Fragebögen an die anwesenden Ärzte verteilt. Mehr als die Hälfte von ihnen (54,8 Prozent) praktizierten in US-Bundesstaaten, in denen Cannabis legal ist. 23,1% der Mediziner praktizierte in Staaten, in denen zusätzlich auch die Abgabe von Cannabis an Erwachsene legal ist. Ein noch größerer Teil der Teilnehmer der Umfrage (70,7 Prozent) glaubt, dass Cannabis medizinisch wertvoll ist.
Die Notfallmediziner wurden gefragt, ob sie im Notfall Cannabismedikamente verabreichen würden – natürlich vorausgesetzt, dass diese am Behandlungsort legal und in unterschiedlicher Form verfügbar sind (Blüte, Pille, sublingual oder intravenös). Die Ergebnisse der Umfrage ergaben, dass die Mehrheit der Befragten lieber Cannabismedikamente einsetzen, wenn Studien zeigen, dass sie genauso effektiv sind wie Opioide (52,3 Prozent). Die Notfallmediziner bevorzugen medizinisches Cannabis sogar, wenn es Nachweise gibt, dass es effektiver als Opioide ist (79,6 Prozent). Die Ansicht, dass Cannabis medizinisch wertvoll ist, erhöhte deutlich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Mediziner im Notfall für den Einsatz von medizinischem Cannabis entscheiden.
Opioide bergen die Gefahr der Abhängigkeit
Schon seit langer Zeit werden Opioide gegen viele Leiden eingesetzt, besonders gegen solche, die mit Schmerzen verbunden sind. Sie bergen leider das Risiko von Abhängigkeit, Medikamentenmißbrauch und Überdosen. Notfallmediziner, die an vorderster Front bei der Behandlung der von Opioiden verursachten Schäden bis hin zur Wiederbelebung sehen, wissen um die Probleme, die die Verschreibung und der Einsatz von Opioiden auslösen können. Daher würden sie lieber auf alternative Therapien zurückgreifen. Eine davon sind Medikamente auf Cannabisbasis.
Auswertung der Ergebnisse der Umfrage
Die Forscher waren vom Ergebnis der Umfrage recht überrascht: Sie hatten nicht erwartet, dass Notfallmediziner Cannabis zur Behandlung von medizinischen Notfällen verwenden und anderen Medikamenten vorziehen. Schließlich war Cannabis jahrzehntelang stigmatisiert worden, obwohl eine umfassende Studie der National Academies of Sciences gezeigt hatte, dass Cannabis sehr effektiv für die Behandlung von Schmerzen bei erwachsenen Patienten eingesetzt werden kann. Trotzdem ist Cannabis in einigen Bundesstaaten immer noch illegal, auch für medizinische Zwecke.
Die Umfrage zeigte nun, dass Notfallmediziner aufgrund der schweren Nebenwirkungen auf der Suche nach Alternativen für Opioide sind. Eine ähnliche Umfrage aus dem Jahr 2017 hatte ergeben, dass 68,3 Prozent der Ärzte glaubt, dass Cannabis medizinischen Wert hat und gern weitere Studien hätten, in denen Cannabis als Zusatzmittel oder sogar Alternative zu anderen Medikamenten erforscht wird. Das Ziel dieser Umfrage war es, zu ermitteln, ob es aufgrund der positiven Einstellung der Notfallmediziner zu Cannabismedikamenten eventuell zu einer zukünftigen Legalisierung kommen könnte.
Quelle:
canex.co.uk/emergency-physicians-would-prefer-to-use-cannabis-over-opioids/