Für die Hanf-Forschung beginnt das neue Jahr mit einem Paukenschlag. Italienischen Wissenschaftlern der Universität Modena ist es gelungen, in Cannabis gleich drei neue Cannabinoide nachzuweisen. In zwei wissenschaftlichen Artikeln werden die Moleküle Delta-9-Tetrahydrocannabutol, Cannabidibutol und delta-9-Tetrahydrocannabiphorolf und ihre Eigenschaften genau vorgestellt. Offenbar ist den Forschern durch die Entdeckung mehr über den Wirkungsmechanismus von Cannabis klar geworden, der durch die bis dahin vorhandenen Kenntnisse noch nicht vollumfänglich erklärt werden konnte.
Einer ganze Reihe italienischer Forscher ist es mehr oder weniger durch Zufall gelungen, bisher unbekannte Cannabinoid-Moleküle aus Cannabis zu identifizieren. Es handelt sich dabei um folgende Verbindungen:
- Delta-9-Tetrahydrocannabutol (THCB)
- Cannabidibutol (CBDB)
- delta-9-Tetrahydrocannabiphorol (THCP)
Auf die erstaunliche Entdeckung sind die Wissenschaftler gekommen, während sie versuchten, jenes Phytocannabinoidprofil zu definieren, das kennzeichnend für ein medizinisch nutzbares Cannabis ist. Zuerst sind sie dabei dem THCB auf die Schliche gekommen. Dieses Molekül besitzt die gleiche Struktur wie THC, unterscheidet sich aber durch eine siebenfache Alkylkette. Als Alkylkette bzw. Alkylgruppe wird der Teil eines Moleküls bezeichnet, der aus miteinander verbundenen Kohlenstoff- und Wasserstoffatomen besteht.
Auch das Cannabidiol-Pendant wurde identifiziert
Bekanntermaßen ist CBD der natürliche Gegenspieler von THC. Aus diesem Grund waren sich die Forscher sicher, dass es auch zum THCB ein entsprechendes CBD-Homolog geben würde. Und genau dies konnte dann auch isoliert werden – in Form des Cannabidibutol (CBDB). Diese Verbindung verfügt ebenfalls über eine siebenfache Alkylkette und wurde durch Übereinstimmung mit seinem synthetischen Gegenstück eindeutig identifiziert. Von den Bindungsaktivitäten an das menschliche Rezeptorsystem her konnten die Forscher nachweisen, dass THCB unter Laborbedingungen ähnlich stark an den menschlichen CB1-Rezeptor bindet wie das synthetische Cannabinoid CP55940. Letztgenanntes hat eine starke Bindungsaffinität zum CB1-Rezeptor.
Wirkungen ähneln den bereits bekannten Hanf-Inhaltsstoffen
Zu den Untersuchungen der italienischen Wissenschaftler gehörte auch ein Abgleich bezüglich der Wirkung mit den bekannten Verbindungen THC und CBD. In diversen Labortests zeigten die Forscher, dass THCP offenbar eine sehr ähnliche Wirkungsweise aufweist wie THC. Daraus zogen die Biowissenschaftler den Schluss, dass das neu entdeckte Cannabinoid zumindest mit ausschlaggebend für die medizinische Wirksamkeit vieler Cannabissorten sein könnte. Interessanterweise scheint das neu entdeckte THCP sogar noch stärker am entsprechenden Rezeptor zu wirken als das bisher bekannte THC. Es ist damit zu rechnen, dass die Entdeckung der Auftakt für weitere Forschungen ist, vor allem auch, was die Wirkung des CBDB angeht. Denn die erstaunlichen Ergebnisse aus Italien fallen in eine Zeit, da die Schulmedizin gerade das große Potenzial von CBD kennen und schätzen lernt.