Chronische Rückenschmerzen gehören in Deutschland zu den Volkskrankheiten. In vielen Fällen müssen dauerhaft Schmerzmedikamente eingenommen werden. Weil konventionelle Wirkstoffe bei einigen Patienten keine ausreichende Wirkung erzielen, müssen zusätzlich Opioide gegeben werden. Diese haben zwar eine sehr starken analgetischen, das heißt schmerzlindernden Effekt, sind jedoch sehr nebenwirkungsreich und können vor allem anhängig machen. In einer Studie fanden US-Forscher nun heraus, dass eine ergänzende Behandlung mit medizinischem Cannabis vielen Patienten ermöglicht, die Opioid-Dosis zu verringern oder gar vollständig auf diese Arzneimittel zu verzichten.
Millionen Menschen in Deutschland, aber auch dem Rest der Welt, leiden unter chronischen (Rücken-)Schmerzen. Besonders häufig betroffen ist die Region um die Lendenwirbelsäule (Lumbalgie). Die Ursachen sind vielfältig, besonders häufig:
- Altersbedingte Verschleißerscheinungen
- Arthrose der Wirbelgelenke
- Bandscheibenvorfälle
Behandlungsmöglichkeiten gibt es viele, fast immer müssen Betroffene aber schmerzlindernde Medikamente einnehmen. Häufig reichen „konventionelle“ Wirkstoffe nicht aus, sodass zusätzlich Opioide gegeben werden müssen. Diese sind hochwirksam, verursachen jedoch Nebenwirkungen und bergen das Risiko einer Abhängigkeit.
Studie untersucht Einfluss einer begleitenden Cannabis Therapie
Die Society of Cannabis Clinicians in Sebastopol (USA) hat jetzt die Ergebnisse ihrer retrospektiven Kohortenstudie mit 61 Patienten veröffentlicht, die an chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule leiden und Opioide einnehmen. Nachdem sie medizinisches Cannabis erhielten, konnten in einem durchschnittlichen Zeitraum von 6,4 Jahren 50,8 Prozent die Einnahme von Opioiden abbrechen. Die 29 Patienten, die die Opioid-Therapie fortführen mussten, teilten sich wie folgt auf:
- Neun Patienten konnten die Dosierung der Opioide reduzieren
- Drei Patienten mussten die bewährte Dosierung beibehalten
- 17 mussten die Opioid-Dosis erhöhen
Es konnten keine Faktoren identifiziert werden, welche Patienten für einen Beendigung der Opioid-Behandlung besonders prädestiniert waren.
Studienautoren sehen Cannabis als Chance
Um Patienten eine gleichsam effektive wie schonende Therapie ihrer chronischen Rückenschmerzen anbieten zu können, empfehlen die Studienautoren, Cannabis in den Behandlungsplan zu integrieren. Dass rund die Hälfte aller Studienteilnehmer im Rahmen der Langzeitbeobachtung Cannabis als vollständige Alternative zu Opioiden nutzen können, ist ermutigend. Denn es gibt ausreichend Evidenz darüber, dass Cannabis eine schonende und gut wirksame Therapie für Schmerzpatienten darstellt. Aber auch für Patienten, die nicht vollständig auf Opioide verzichten können, gibt es gute Nachrichten. In ihrer Schlussfolgerung stellte das Forscherteam klar, dass Cannabis die Opioid Wirkung verstärkt und sich beide Wirkstoffe sinnvoll ergänzen. Das bedeutet für viele Patienten, dass sie die Dosierung der Opioid Präparate reduzieren können. Natürlich in enger Zusammenarbeit mit ihrem behandelnden Arzt.