Mittlerweile ist Cannabis mit seinen heilenden Eigenschaften weltweit bekannt geworden. Besonders für eine Menschengruppe bedeutet der Einsatz eine vielfache Erleichterung ihrer Lebensumstände: Cannabidiol kann die Krampfanfälle der schwerwiegenden Erkrankung Dravet-Syndrom stark verringern. Eine neue Studie überprüft in europäischer Zusammenarbeit die chemische Verbindung aus Cannabis bei Neugeborenen und einer Hypoxisch-ischämischen Enzephalopathie (HIE) und inwiefern dies hilfreich sein kann.
Der BBC und The Guardian berichten, dass seit März im Norfolk und Norwich University Hospital mit Medizinalcannabis versucht wird, ein neugeborenes Kind vor den Auswirkungen der Hypoxisch-ischämischen Enzephalopathie (HIE) zu schützen. Diese Krankheit, die Gehirnschäden versuchen kann, wird hervorgerufen, wenn die Luftversorgung oder die Blutzufuhr von der Plazenta zum Baby nicht ausreichend war.
Behandeltes Kind wohlauf
Ein Fallbeispiel ist der kleine Oscar Parodi, der nach drei Tagen überfällig war und durch einen Not-Kaiserschnitt geholt werden musste. Er wurde direkt auf die Neugeborenen-Intensivstation verlegt, wo er für 72 Stunden mit technischer Hilfe auf 33,5 Grad Körpertemperatur gekühlt wurde. Oscar war nicht mal 12 Stunden auf der Welt, als man ihm bereits Medizinalcannabis intravenös verabreicht. Dies sollte die Risiken verringern, später unter Anfällen und Hirnverletzungen zu leiden. Seine 17-jährige Mutter war mit der Teilnahme an der Studie einverstanden.
„Nach der Geburt wurde ich wegen der Teilnahme an dieser Studie angesprochen und ich konsultierte meine Mutter sowie meinen Bruder, der eine Ausbildung zum Sanitäter absolviert. Es war schwer, aber ich wollte alles tun, um meinem kleinen Jungen zu helfen. Oscar war neun Tage im Krankenhaus und wurde rund um die Uhr überwacht.“
Die junge Mutter sagt, dass es dem Jungen „fantastisch gut“ gehe.
Minimale Dosis kann Leben ändern
Ein weiteres Kind, das unter ähnlichen Umständen geboren wurde, nimmt nun ebenfalls an der Studie teil. Auch hier wird der Anteil des Cannabis getestet, der sich im Blut befindet. Im Zusammenhang der Studie wird nur ein Dreißigstel der regulären Dosis verabreicht, wobei sich hier ein marginaler Anteil des berauschenden Cannabiswirkstoffs THC beinhaltet. Prof. Paul Clarke, ein Neonatologe des Krankenhauses, erklärt, dass jetzt auf der Intensivstation für Neugeborene „recht viel Aufregung“ herrsche.
„Dies ist das erste Mal, dass ein aus Cannabis gewonnenes Arzneimittel bei menschlichen Babys intravenös getestet wurde. Es ist zu hoffen, dass es gut zur Vorbeugung von Anfällen und zum Schutz des Gehirns von Neugeborenen mit HIE geeignet ist.“
Engmaschige Kontrollen
Die Herangehensweise wird nun ein Jahr lang in verschiedenen englischen und europäischen Kliniken auf den Intensivstationen für Neugeborene untersucht und an betreffenden Patienten getestet.
Auch hier klärt der Neoantologe Paul Clarke über die wissenschaftlichen Umstände auf:
„Wie bei jeder Studie eines neuen Arzneimittels kann es zu unerwarteten Nebenwirkungen und unbekannten Risiken kommen. Vor diesem Hintergrund wurde die Studie sorgfältig entwickelt, um sie so sicher wie möglich zu machen. Daher geben wir den Babys zu Beginn nur eine winzige Dosis und überwachen sie noch genauer als gewöhnlich.“
Um welchen Wirkstoff es sich genau handelt, wird noch nicht gesagt, doch mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es um CBD gehen.
Quelle:
www.nnuh.nhs.uk/news/2020/05/world-first-for-nnuh-with-neonatal-cannabis-based-medicine-trial/