Berlin. „Schlag ins Gesicht“ – 8 deutsche Cannabis-Verbände kritisieren in einer gemeinsamen Stellungnahme die geplanten Änderungen der Arzneimittel-Richtlinie zu medizinischem Cannabis.
Schwerstkranke nicht in den Schwarzmarkt drängen
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) plant eine Änderung der Richtlinie zur Kostenerstattung der Behandlung mit medizinischen Cannabis (CannaTrust berichtete) und bat Branchen und Fachverbände um Stellungnahme. Diese Stellungnahme wurde gestern gemeinsam von 8 Cannabis-Verbänden abgegeben und es hagelt Kritik. So hieß es in der Pressemitteilung:
„Es besteht die Gefahr, dass schon bald wieder viele schwerstkranke Patient/innen in den Schwarzmarkt zurück gezwungen werden.“
Die Vorschläge der Richtlinienänderung beinhalten jede Menge neuer Hürden, die Patienten überwinden müssten, wenn sie von der medizinischen THC Wirkung profitieren wollen. Das sei nicht im Sinne des Gesetzes für medizinisches Cannabis und vor allem vor dem Hintergrund der Cannabislegalisierung ein „Schlag ins Gesicht“.
Schon heute Unterversorgung mit medizinischen Cannabis
Die sowieso schon großen Hürden, die Therapie mit medizinischen THC von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt zu bekommen, sorgen laut der Stellungnahme dafür, dass Patienten in Deutschland mit Medizinalcannabis unterversorgt sind. Wenn der B-GA die Richtlinie wie vorgeschlagen ändert, rechnen die Cannabisverbände mit einer Verschlimmerung der Situation. Kritisiert wird in der Stellungnahme besonders, dass Cannabis Blüten nur nach besonderer Begründung verschrieben werden sollen.
Auch stelle der Plan, dass Hausärzte keine Rezepte für medizinisches Cannabis ausstellen dürfen, einen direkten Eingriff in die Therapiefreiheit von Ärzten dar. Der Zugriff auf benötigtes medizinisches Cannabis würde für Schwerstkranke noch schwieriger, wenn nur noch bestimmte Fachärzte ein Rezept ausstellen dürfen. Für die Betroffenen bleibe dann oft nur noch der Schwarzmarkt oder der Eigenanbau. Gerade Gras vom Schwarzmarkt ist aber nicht sicher.
Cannabisverbände
Diese 8 deutschen Cannabis-Verbände haben gemeinsam eine Stellungnahme gegenüber dem G-BA abgegeben:
- Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin e.V. (ACM)
- Bund Deutscher Cannabis-Patienten e.V. (BDCan)
- Branchenverband Cannabiswirtschaft e.V. (BvCW)
- Bundesverband pharmazeutischer Cannabinoidunternehmen e.V. (BPC)
- Deutsche Medizinal-Cannabis Gesellschaft e.V. (DMCG)
- Interdisziplinärer Arbeitskreis Brandenburger Schmerztherapeuten und Palliativmediziner e.V. (IABSP)
- Patientenverband Selbsthilfenetzwerk Cannabis-Medizin (SCM)
- Verband der Cannabis versorgenden Apotheken e.V. (VCA)
Quelle:
- https://start.cannabiswirtschaft.de/patientinnen-zurueck-auf-den-schwarzmarkt/
- https://www.g-ba.de/beschluesse/5693/