Für ältere Patienten mit COPD ist die Anwendung synthetischer Cannabinoide längst nicht nur vorteilhaft. Im Gegenteil, so fand eine Studie unlängst heraus, scheint das Sterberisiko bei ihnen erhöht zu sein. Zudem steigerten die Arzneimittel die Wahrscheinlichkeit für einen stationären Krankenhausaufenthalt, u. a. mit Lungenentzündungen. Kontraindiziert sind Cannabinoide bei COPD deswegen aber nicht grundsätzlich, so die Forscher. In einigen Fällen kann ihre Verschreibung durchaus Sinn ergeben, der Einsatz sollte allerdings wohlüberlegt nur dort erfolgen, wo die Betroffenen auch tatsächlich davon profitieren. Grundsätzlich gilt aber: Niedrigere Dosierungen sollten wann immer möglich höheren vorgezogen werden.
Cannabinoide gegen COPD zu verschreiben ist nicht unbedingt ungewöhnlich. Von den Präparaten versprechen sich Ärzte und Patienten eine Linderung von Atemnot und Schmerzen, auch Schlafstörungen werden gebessert. Kurzum: Der von Atemproblemen geplagte Mensch soll von dem bekannten Wirkstoff profitieren und zumindest etwas an Lebensqualität hinzugewinnen. Dem ist nur bedingt so und die positiven Effekte könnten sich ins Gegenteil verkehren, indem sie die Sterblichkeit sogar erhöhen. Diese Erkenntnis haben nun Forscher am St. Michael Hospital of Unity Health in Toronto (Kanada) im Rahmen einer Studie gewonnen.
Zahlreiche Nachteile für Patienten zu befürchten
Synthetische Cannabinoide führten demnach bei älteren COPD Patienten zu einem bis zu 64 Prozent erhöhten Mortalitätsrisiko gegenüber solchen Patienten, die diese Medikamente nicht eingenommen haben. Die Studie ergab zudem, dass Patienten, die höhere Dosen Cannabinoide einnehmen, ein erhöhtes Risiko haben, wegen COPD oder Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert zu werden.
„Cannabinoid-Medikamente werden zunehmend von älteren Erwachsenen mit COPD verwendet. Daher ist es wichtig, dass Patienten und Ärzte das Nebenwirkungsprofil dieser Medikamente genau verstehen“, so Studienleiter Dr. Nicholas Vozoris im Gespräch mit Pressevertretern.
Besonders hervorzuheben ist dabei auch der Umstand, dass gerade die erwünschte muskelentspannende Wirkung wiederum gefährliche Auswirkungen haben kann. Zwar mag diese die quälende Atemnot zunächst lindern, gleichzeitig steigt das Risiko, Fremdkörper in die Lunge einzuatmen.
COPD und Cannabinoide: Große Vorsicht ist angebracht
Trotz aller beunruhigenden Erkenntnisse möchte Vozoris die Studienergebnisse nicht als vollständiges KO-Kriterium für Cannabinoide in der COPD Therapie verstanden wissen:
„Unsere Studienergebnisse bedeuten nicht, dass Cannabinoide bei älteren Erwachsenen mit COPD niemals angewendet werden sollten. Vielmehr sollten die Resultate von Patienten und Ärzten in die Entscheidungen für oder gegen eine Verordnung bzw. Anwendung einbezogen werden.“
Zudem lautet ein ganz klares Statement aus Toronto: Wenn überhaupt Cannabinoide gegen die gefürchtete und unheilbare Lungenerkrankung eingesetzt werden, dann in möglichst geringer Dosierung.