Freizeit-Cannabis soll legalisiert werden, aber wie sieht es mit dem Eigenanbau von Genusshanf aus? Die verschiedenen deutschen Parteien im Bundestag sind dazu unterschiedlicher Ansicht. CannaTrust gibt eine Übersicht.
Die Positionen der einzelnen Parteien
Die Grünen
Schon im Jahr 2015 hatten sich die Grünen dafür ausgesprochen, dass volljährige Privatpersonen bis zu drei Pflanzen pro Person selbst anbauen dürfen.
„Die Details der kontrollierte Abgabe müssen jetzt gesetzlich geregelt werden, das schließt für mich den Eigenanbau mit ein. Das grüne Cannabiskontrollgesetz ist dafür eine gute Grundlage.“
Kirsten Kappert-Gonther, Stellvertretende des Gesundheitsausschusses der Grünen, tweetete dies schon im November 2021
FDP
Ende April hat sich – nach längerer Zeit, in der die FDP sich nicht positionieren wollte – die sucht- und drogenpolitische Sprecherin, Kristine Lütke, dahingehend geäußert, dass mit der Cannabis-Legalisierung auch der Eigenanbau erlaubt werden soll. Allerdings müssten dazu noch einige Details ausgearbeitet werden. Es war auch nicht klar, ob dies die Position der drogenpolitischen Sprecherin oder der FDP-Fraktion ist.
SPD
Dirk Heidenblut vom SPD-Gesundheitsausschuss äußerte sich positiv zum Eigenanbau, es ist aber wahrscheinlich nur seine Meinung, und nicht die seiner Fraktion.
Carmen Wegge, drogenpolitische Expertin der SPD, ist bei diesem Thema deutlich zurückhaltender. Für sie ist eine Legalisierung auch ohne Eigenanbau vorstellbar, dieser könnte aber bei entsprechender, noch zu findender Regelung vertretbar sein. Sie sorgt sich auch um Widerstände seitens der Wirtschaft, da der Markt für legale Cannabis-Produkte durch den Eigenanbau geschwächt werden könnte.
Der SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach steht dem Thema nach eigener Aussage offen gegenüber.
„Ich persönlich hätte damit kein Problem, nein.“
Gesundheitsminister Karl Lauterbach zum Thema Cannabis-Eigenanbau
Trotzdem sieht es so aus, als läge es an der SPD, dass es mit der Cannabis-Legalisierung nicht vorwärts geht.
Cannabis Social Clubs
Für sowohl Herrn Heidenblut als auch Frau Wegge ist das Modell der Cannabis Social Clubs denkbar. Diese Clubs kennt man bereits aus Spanien. Die Mitglieder dieser Clubs können ihr Recht auf Eigenanbau an den Club abtreten, der dann den Eigenanbau sicher und professionell übernimmt.
Die Vorteile des Eigenanbaus
Durch den Eigenanbau von Cannabis würden Einige der auf dem Schwarzmarkt auftretenden Qualitätsmängel beseitigt werden, denn niemand würde sein Produkt mit Sand, Haarspray oder Zucker versetzen oder mit hochgefährlichen, synthetischen Cannabinoiden besprühen. Die Provenienz des Saatguts wäre leichter nachvollziehbar und die Kontrolle des THC-Gehalts, der in den Schwarzmarktprodukten seit Jahren ansteigt, somit ebenfalls.
Dieses Problem könnte auch über den Verkauf durch lizensierte Fachgeschäfte geregelt werden. Eigenanbau kann eine Lösung für Menschen mit geringem Einkommen sein, deren Rezepte noch nicht von den Krankenkassen übernommen wurden (siehe Cannabis auf Rezept). Gerade bei chronischen Schmerzerkrankungen sind die Kosten für medizinischen Cannabis hoch (mehr über THC Wirkung hier). Für den Schwarzmarkt sind solche geringen Mengen nicht attraktiv.
Die Nachteile des Eigenanbaus
Die Selbsttherapie mit Cannabis aus Eigenanbau würde eventuell nicht von ärztlicher Seite aus begleitet werden. Auch ist es möglich, dass kleine Mengen aus der Eigenproduktion auf den Schwarzmarkt oder in die Hände von Minderjährigen kommen könnten. Dieses Risiko besteht jedoch immer, auch bei kontrolliertem Verkauf, und kann nur durch Aufklärung angegangen werden.
Aktuelle Lage
Im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition steht, dass Cannabis legal werden soll, allerdings sind viele Fragen noch offen. So ist noch unklar, wie und wo Cannabis verkauft werden darf, wie viel THC maximal enthalten sein darf und ob es selbst angebaut werden darf.
Quelle:
- https://twitter.com/KirstenKappert/status/1463528880489250817
- https://twitter.com/kristine_lutke/status/1518609437451329536
- https://www.vice.com/de/article/m7vzqn/gruene-und-fdp-wollen-eigenanbau-von-cannabis-erlauben