Ungeborene Kinder, die Cannabis ausgesetzt waren, haben ein erhöhtes Risiko für psychische Probleme. Das fanden US-Wissenschaftler in einer Querschnittsanalyse heraus. Zwar konnte der letzte Beweis für einen kausalen Zusammenhang zwischen einem Cannabiskonsum der Mutter und einer erhöhten Psychopathogenität der Kinder noch nicht erbracht werden. Gleichwohl rechtfertigen die Studienergebnisse tiefergehende Untersuchungen. Und sie bestätigen die Empfehlung des Surgeon General of the United States, Ärzten und Apothekern von einer Cannabisabgabe an schwangere Frauen abzuraten. Neben einer erhöhten Anfälligkeit für Depressionen, Schlafstörungen und Co. stellten die Forscher auch eine geringere kognitive Leistungsfähigkeit bei den betroffenen Kindern fest.
Die Empfehlung des Surgeon General of the United States, dass Ärzte und Apotheker keine Cannabis Produkte an schwangere Frauen ausgeben sollen, wurde durch Studienergebnisse bestätigt. Eine Querschnittsanalyse mit 11.489 Kindern, von denen 655 vorgeburtlich Cannabis ausgesetzt waren, ergab eine erhöhte Psychopathologie während der Kindheit.
Depressionen und Ängste kamen wesentlich häufiger vor
Der Studienzeitraum erstreckte sich von Juni 2016 bis Oktober 2018, alle teilnehmenden Kinder befanden sich in einem Alter zwischen neun und elf Jahren. Um die Bevölkerung möglichst repräsentativ abzubilden, wurden Probanden aus insgesamt 22 US-Bundestaaten ausgewählt. Eingeteilt in drei Gruppen analysierten die Studienautoren das Auftreten psychischer Probleme. Und sie wurden tatsächlich fündig. Die Kinder, die während der Schwangerschaft Cannabis ausgesetzt waren, litten überdurchschnittlich häufiger unter folgenden Beschwerden:
- Depressionen
- Ängste
- Schlafstörungen
- Psychosen
- Soziale Probleme
- Verringerte Aufmerksamkeit
Zudem waren die Betroffenen deutlich impulsiver und kognitiv weniger leistungsfähig. Weiterhin zeigten sich eine etwas veränderte Hirnstruktur und ein niedrigeres Geburtsgewicht.
Weitere Untersuchungen sind gerechtfertigt
„Es gibt sicherlich auch andere plausible Gründe für dieses Ergebnismuster“, räumt der an der Untersuchung beteiligte Wissenschaftler Alexander Hatoum ein.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit spielen auch weitere Faktoren, insbesondere genetischer Natur, eine Rolle. Trotzdem rechtfertigen die Ergebnisse weitere, tiefergehende Studien. Und vor allem sind sie Grund genug, den Empfehlungen des Surgeon General of the United States zu folgen. In weiterführenden Studien ist insbesondere zu untersuchen, inwiefern die Wechselwirkungen zwischen den Cannabis Rezeptoren, die sich erst ungefähr ab der siebten Schwangerschaftswoche bilden, ausschlaggebend für die erhöhte Anfälligkeit ist. Bereits seit längerer Zeit steht Cannabis im Verdacht, die Entwicklung des Gehirns in jüngeren Jahren negativ zu beeinflussen. Hierzu laufen aktuell Studien, die weiteres Licht ins Dunkel bringen dürften.