Nicht wenige Experten schreiben Cannabis eine antidepressive, mindestens aber angstlösende und beruhigende Wirkung zu. Offenbar nicht zu Unrecht, wie Ökonomen nun in einer Studie herausfanden. Eine Gesetzeslücke aus dem Jahr 2016 machte den Verkauf von THC-reichen Hanfblüten möglich. Just seitdem Cannabis auf den Markt geworfen wurden, verzeichneten Hersteller von Antidepressiva einen Umsatzrückgang. Interessanterweise zeigte sich dieser Effekt nur bei psychiatrischen Indikationen. Bei anderen potenziellen Einsatzgebieten von Hanf waren keine Umsatzveränderungen seitens der pharmazeutischen Hersteller feststellbar. Die Wissenschaftler sprechen einige Empfehlungen aus. Strikte Verbote und eine verstärkte Kriminalisierung gehören nicht dazu, zumal die „stärkeren“ Hanfblüten seit 2019 ohnehin wieder verboten sind.
Endlich sind die düsteren Gedanken weg. Nach wochenlanger Einnahme von Antidepressiva lichtet sich der Schatten auf der Seele. Doch plötzlich haben Patienten mit anderen Problemen zu kämpfen. Die Libido lässt nach, das Gewicht steigt – leider mögliche Nebenwirkungen der ansonsten gut verträglichen Wirkstoffe gegen die Volkskrankheit Depression. Obwohl sich nach einigen Versuchen fast immer ein wirksames und gleichsam gut verträgliches Präparat findet, sehen sich viele Patienten nach einer pflanzlichen Alternative. Cannabis steht da ganz oben auf der Wunschliste. Und tatsächlich ersetze die Pflanze für rund zwei Jahre vielen Menschen die schulmedizinische Therapie der pathologischen Schwermut. Das fanden italienische Ökonomen jüngst in einer Studie heraus.
Gesetzeslücke von 2016 machts möglich
Von 2017 bis 2019 verzeichnete man in Italien einen Umsatzrückgang bei Antidepressiva. Just in dieser Zeit waren auf dem Markt Hanfblüten mit einem THC Gehalt von 0,6 % legal erhältlich. Grund hierfür war eine Gesetzeslücke aus dem Jahr 2016. Nun ist die Tatsache, dass Cannabis einen angstlösenden, beruhigenden und bei manchen Menschen auch antidepressiven Effekt hat, nicht neu. Ebenso ist bekannt, dass Inhaltsstoffe der Hanfpflanze auch gegen eine ganze Reihe weiterer Erkrankungen, meistens off-label, eingesetzt werden. Bei Indikationen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder urologischen Beschwerden gab es jedoch keine Änderungen in den Arzneimittelumsätzen. Hier, so die Interpretation der Forscher, vertraut man eben doch lieber auf die Schulmedizin. Gegen Depressionen allerdings setzten nicht wenige Menschen auf einen Joint.
Studienautoren geben drei Empfehlungen ab
Zwar hat sich der Verkauf der erwähnten Blüten seit einer Gesetzesnovelle des damaligen italienischen Innenministers Matteo Salvini im Jahr 2019 erledigt, trotzdem ließen die Ergebnisse aufhorchen. Und so geben die Studienautoren folgende Empfehlungen an die Politik ab:
- Grundsätzliche Verbote, Cannabis zu rauchen, führen zu vermehrten Gegenreaktionen: „Unsere Studie legt nahe, dass Maßnahmen wie ein Verbot von leichtem Cannabis, wie es von mehreren US-Bundesstaaten und von italienischen politischen Entscheidungsträgern im Jahr 2019 befürwortet wird, das Wohlbefinden der Patienten letztendlich beeinträchtigen könnten, da sie ihre Bedürfnisse nach wirksamerer Hilfe nicht berücksichtigt sehen,“ so der einhellige Tenor der Wissenschaftler.
- Der Zugang zu medizinischem Cannabis – auch und gerade bei psychischen Erkrankungen – sollte verbessert sowie die entsprechenden Vertriebskanäle gestärkt werden.
- Der italienische Cannabismarkt bedarf insgesamt einer besseren Regulierung. Ein erster Versuch könne darin bestehen, „Ärzte zu unterweisen und Etiketten bzw. Zertifizierungen zusammen mit Informationen zu Dosierungen für diese Produkte bereitzustellen“.
Cannabis mit aller staatlichen Macht aus dem Therapiespektrum von Depressionen zu verdrängen, scheint somit kein gangbarer Weg zu sein. Synthetische Antidepressive müssen daher vor allem durch drei Attribute überzeugen: Wirksamkeit, Verträglichkeit, Sicherheit.
Quelle:
www.hempindustrydaily.com/study-higher-thc-hemp-used-in-italy-as-substitute-for-sedatives-anti-depressants/amp/