Frankfurt. Was würde eine Legalisierung von Cannabis für die Polizei, beispielsweise in einer Großstadt wie Frankfurt am Main, bedeuten? Die Polizei selber rechnet mit einer Entlastung durch das Wegfallen sinnloser Strafverfolgung. Dadurch kann sich die Polizei auf den Schwarzmarkt und andere Kriminalität konzentrieren.
Polizei kann ihre Ressourcen für andere Bereiche verwenden
Bisher hat sich die Polizeigewerkschaft gegen eine Legalisierung von Genusshanf ausgesprochen (CannaTrust berichtete hier und hier). Diese Meinung vertreten nicht alle Polizisten. In Frankfurt wird mit einer Entlastung der Polizei durch die Cannabis Legalisierung gerechnet.
„Sinnlose Strafanzeigen, die ohnehin bei der Justiz eingestellt werden.“
Dirk Peglow, Vorsitzende des Bundes der deutschen Kriminalbeamten
Nach Aussage von Oliver Müller-Maar, stellvertretender Leiter des Frankfurter Drogenreferates, betreffen die meisten Drogenverstöße in Frankfurt Cannabis-Konsumenten. Ein Wegfallen dieser Strafanzeigen und ihrer Bearbeitung würde Polizei und Justiz spürbar entlasten. Er würde die dadurch freiwerdenden Ressourcen lieber für die nachhaltige Bekämpfung kriminellen Handels sowie für andere Kriminalitätsbereiche einsetzen.
Prohibition beendet illegalen Drogenkonsum nicht
Marihuana aus der Illegalität zu holen, soll den Schwarzmarkt beseitigen und Menschen nicht für Eigenkonsum kriminalisieren. Das sind zwei Ziele der Cannabis Legalisierung, die aus Erfahrung sprechen. Der frühere Ermittler Peglow sagt:
„In 50 Jahren Polizeiarbeit in Frankfurt haben wir es weder geschafft, dass die Verfügbarkeit eingeschränkt wurde, noch dass dadurch der Preis in die Höhe geschossen ist.“
Wird nach der Legalisierung der Schwarzmarkt verschwinden?
Die wichtigste Frage ist: Werden die Dealer verschwinden? Peglow hält es für wahrscheinlich, dass diese ihre Strategie ändern. Dealer werden sich vielleicht in der Nähe der lizensierten Abgabestellen aufhalten, um Cannabis mit viel THC zu niedrigeren Preisen zu verkaufen. Diese Situation ist in anderen Ländern aufgetreten, in denen THC legal ist.
Diese Begleitkriminalität wird nicht komplett ausgeräumt werden können. Dennoch sind Experten der Meinung, dass eine Cannabis Legalisierung mehr Vorteile bringt als dessen Illegalität.
„In relativ kurzer Zeit werden die meisten Konsumierenden auf lizensierte Fachgeschäfte zurückgreifen werden und der illegale Handel wird keine große Rolle mehr spielen.“
Bernd Werse, Soziologe und Drogenforscher an der Goethe-Universität in Frankfurt
Auch dafür gäbe es Präzedenzfälle in anderen Ländern. Werse nennt Kanada als Beispiel.
Werden mehr Menschen kiffen?
Drogenforscher Werse geht davon aus, dass die Legalisierung nur sehr wenig Einfluss auf den Konsum haben wird. Er erwartet auf der Basis der Erfahrungen in anderen Ländern eventuell einen leichten Anstieg des Konsums bei älteren Menschen. Bei den Jugendlichen wird sich seiner Meinung nach kaum etwas ändern.
„Vielmehr würde der Konsum von verunreinigtem Cannabis reduziert werden“, vermutet Müller-Maar. Qualitätskontrollen und Drug Checking nach der Cannabis Legalisierung wären ein Schutz für die Nutzer.
Auch nach der Legalisierung wird es polizeiliche Kontrollen geben
Nach der Cannabis Legalisierung wird nur THC, welches in den lizensierten Abgabestellen verkauft wird, legal. Die Polizei rechnet mit weiterem illegalen Handel, den sie unterbinden wird. Die Schwierigkeit wird sein, nachzuweisen, aus welcher Quelle das beschlagnahmte Cannabis stammt, um es als Beweis einsetzen zu können.