Barcelona, Spanien. Laut einer dänischen Studie ist bei Konsumenten von medizinischem Cannabis das Risiko einer Herzrhythmus-Störung gering erhöht.
Nebenwirkung von medizinischem Cannabis
Das Ergebnis der Studie wurde auf dem Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in Barcelona vorgestellt: Das absolute Risiko für neu auftretende Herzprobleme bei Konsumenten von medizinischem THC lag bei 0,86 Prozent, während es bei der Kontrollgruppe bei 0,49 Prozent lag. Das relative Risiko entspricht also 1,74 Prozent.
„Unsere Studie ergab, dass medizinische Cannabiskonsumenten im Vergleich zu Nichtkonsumenten ein um 74 % höheres Risiko für Herzrhythmusstörungen hatten. Der absolute Risikounterschied war jedoch gering.“
Dr. Nina Nouhravesh vom Universitätskrankenhaus Gentofte in Dänemark
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Dieser Risikounterschied kann laut Dr. Nouhravesh Gründe haben, die nichts mit Cannabis zu tun haben:
„Es sollte beachtet werden, dass ein höherer Anteil der Cannabisgruppe andere Schmerzmittel einnahm, nämlich nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs), Opioide und Antiepileptika, und wir können nicht ausschließen, dass dies die größere Wahrscheinlichkeit von Arrhythmien erklären könnte.“
Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer betrug 60 Jahre, 63 Prozent von ihnen Frauen. Ca. 17,8 Prozent der Teilnehmer litten unter Krebs, 17,1 Prozent unter Arthritis, 14,9 Prozent unter Rückenschmerzen. Jeder Studienteilnehmer bekam eine Kontrollgruppe von fünf Personen gleichen Alters, Geschlechts und Diagnose zugeordnet. Beide Gruppen wurden 180 Tage lang beobachtet und es wurde ihr Risiko für kardiovaskuläre Probleme verglichen.
Zwischen 2018 und 2021 fanden die Forscher insgesamt 1,6 Millionen Patienten mit chronischen Schmerzen. 4 931 von ihnen (0,31 Prozent) erhielten mindestens eine Verschreibung von medizinischem Cannabis auf Rezept (Dronabinol 29 Prozent, Cannabinoide 46 Prozent, Cannabidiol 25 Prozent).
Die rechtliche Situation in Dänemark
In Dänemark wurde medizinisches Cannabis im Jahr 2018 auf Versuchsbasis zugelassen. Es kann gegen chronische Schmerzen verschrieben werden, wenn alle sich anderen Möglichkeiten als nicht ausreichend erwiesen haben, diese beinhalten auch den Konsum von Opioiden. In Dänemark kommen verschiedene Cannabisformulierungen und Mischungen von THC und CBD zur Anwendung.
Grund für die Studie
Die Autorin der Studie, Dr. Nina Nouhravesh vom Universitätskrankenhaus Gentofte in Dänemark, sagt:
„Chronische Schmerzen sind ein zunehmendes Problem. Laut dänischen Gesundheitsbehörden berichteten 29 % der dänischen Erwachsenen über 16 Jahren über chronische Schmerzen im Jahr 2017, gegenüber 19 % im Jahr 2000.“
Dazu kommt die bisher unzulängliche Datenlage:
„Sicherheitsdaten sind spärlich, daher untersuchte diese Studie die kardiovaskulären Nebenwirkungen von Cannabis zu medizinischen Zwecken und insbesondere Arrhythmien, da Herzrhythmusstörungen zuvor bei Cannabis-Freizeit-Konsumenten festgestellt wurden.“
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Dr. Nouhravesh fasste ihre Schlussfolgerungen aus den Studienergebnissen wie folgt zusammen:
„Da medizinisches Cannabis ein relativ neues Medikament für einen großen Markt von Patienten mit chronischen Schmerzen ist, ist es wichtig, ernsthafte Nebenwirkungen zu untersuchen und zu melden. Diese Studie weist darauf hin, dass nach medizinischem Cannabiskonsum möglicherweise ein zuvor nicht angezeigtes Risiko für Arrhythmien besteht.“
Sie empfiehlt Ärzten und Patienten, sich bei der Abwägung der Vor- und Nachteile der THC Wirkung sorgfältig und möglichst umfassend zu informieren.