Wird Frankreich Cannabis legalisieren?

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Anders als in den meisten europäischen Ländern ist die französische Gesetzgebung zu Cannabis sehr streng. Der Gesetzgeber unterscheidet nicht zwischen Drogenhandel, persönlichem Gebrauch und medizinischer Anwendung. Aus diesem Grund hat die Nationalversammlung nun eine Bürgerbefragung zu der Thematik gestartet.

Überraschender Start der Bürgerbefragung

Am 13. Januar 2021 startete die Nationalversammlung eine Umfrage zum privaten Gebrauch von Cannabis. Eine Flut von Antworten überraschte die Initiatoren: 130.000 Bürger antworteten bereits in den ersten 72 Stunden. Die Umfrage ist noch bis zum 28.02.2021 online.

Cannabis aus Sicht der Franzosen

Trotz der strengen Gesetze ist laut Statista Cannabis in Frankreich am populärsten: 2016 gaben 41,4 % der französischen Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren an, dass sie mindestens einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert hatten. Das ist der höchste Anteil von Verbrauchern europaweit. Der europäische Durchschnitt liegt bei 18,9 % (CAE – Conseil d’analyse économique – Rat für Wirtschaftsanalyse).

Im Großraum Paris sind laut einer Umfrage von Le Parisien 50 % der Bürgermeister für die Legalisierung von Cannabis. 22 % sind dagegen und die verbleibenden 28 % wollen sich nicht äußern. In ihrer Region befinden sich 1 029 Drogenhandel-Hotspots – von 3 952 landesweit. Die Bürgermeister, die sich für die Legalisierung ausgesprochen haben, erhoffen sich dadurch einen Rückgang der Kriminalität.

Viele höhere Regierungsvertreter sind jedoch weiterhin gegen die Legalisierung. Emmanuel Macron hat bereits jetzt klargestellt, dass für ihn eine Legalisierung nicht in Frage kommt. Auch Agnès Buzyn, die letzte Gesundheitsministerin sprach sich dagegen aus. Viele Menschen, die sich in Frankreich für die Legalisierung von Cannabis und Aufklärung der Bevölkerung einsetzen, hoffen auf die Zeit nach der nächsten Wahl 2022. Kranke, die Cannabis zu medizinischen Zwecken nutzen möchten, sind mit dem langsamen Entscheidungsprozess ihrer Regierung sehr unzufrieden.

Aktuelle Situation in Frankreich

Erste Unternehmen nutzen kleine Schlupflöcher in der Gesetzgebung und bieten gesunde Cannabisprodukte mit weniger als 0,2 % THC an. Nur die Fasern und Samen dürfen verarbeitet werden, da die Blätter den höchsten Gehalt an THC aufweisen. Blätter und Blüten enthalten jedoch auch am meisten Cannabidiol.

Da Frankreich eine eigene Hanfindustrie aufbauen will, haben erste Bauern bereits mit dem Hanfanbau begonnen und in entsprechende Maschinen viel Geld investiert. Auch sie warten auf eine klare Entscheidung der französischen Regierung und hoffen auf eine Lockerung der aktuellen Gesetze, damit sich ihre Investitionen und die bereits geleistete Arbeit rentieren.

Quellen:

https://www.france24.com/fr/france/20210116-des-députés-veulent-faire-bouger-la-législation-sur-le-cannabis-en-france

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