Cannabis findet zunehmend seine Berechtigung in der Medizin und wird auf vielerlei Weise verabreicht. In Form von Tabletten, Tropfen, Öl oder Blättern – eben wie ein richtiges pflanzliches Medikament. Nun gewinnt eine neue Darreichungsform an Bedeutung, die auf den ersten Blick so gar nicht zum Thema „Therapieren & Heilen“ zu passen scheint. Die Rede ist von Vaporizern, also Verdampfern. Einer E-Zigarette ähnlich, wird der Wirkstoff auf diesem Weg in die Lungen inhaliert und dort in die Blutbahn aufgenommen. Hier wird aber das getrocknete Pflanzenmaterial selbst verdampft und nicht wie bei einer E-Zigarette der in Flüssigkeiten gelöste Wirkstoff. US-Forscher haben nun herausgefunden, dass sich die Wirksamkeit der Cannabis-Präparate dadurch erhöhen lässt. Therapeutisch wirksames THC entfaltet seinen Effekt beim Verdampfen sogar besser als beim allgemein bekannten Rauchen einer Cannabis-Zigarette.
Intravenös, oral, intramuskulär – die Medizin kennt viele Wege, Medikamente an den Ort ihrer gewünschten Wirkung zu transportieren. Auch Cannabis – seit 2017 für schwerkranke Menschen auch in Deutschland legal erhältlich – kennt unterschiedliche Darreichungsformen. Die beliebteste dürfte weiterhin das Rauchen sein, Ärzte verschreiben aber insbesondere Tabletten und Tropfen. Dass Verdampfer, auch unter der Bezeichnung Vaporizer bekannt, die beste Wirksamkeit erzielen, fanden nun Forscher der Universität Baltimore im US-Bundestaat Maryland heraus.
Wirkstoffkonzentration beim Verdampfen am höchsten
Wissenschaftler Tory Spindle verglich mit seinen Kollegen den Effekt von Cannabiskonsum in Form von gewöhnlichem Rauchen mit dem des Verdampfens. Beide Formen erfreuen sich auch unabhängig von der Medizin einer – häufig illegalen – Beliebtheit. 17 Probanden erhielten von den Forschern Cannabis entweder in Zigarettenform oder als Verdampfer. Im Anschluss daran ermittelte man ihre THC-Werte im Blut und machte dabei eine eindeutige Entdeckung: Bei den „Rauchern“ lag die Blutkonzentration bei 10,2 ng/ml, in der „Verdampfergruppe“ bei stattlichen 14,4 ng/ml. Die Ergebnisse dieser Untersuchung dürften die Bedeutung von THC-Verdampfern im klinischen Alltag stärken, wie am konkreten Beispiel des Universitätsklinikums im tschechischem Brno. Hier wurde die Nutzung von Vaporizern unlängst getestet; und zwar in einem der wichtigsten Anwendungsgebiete von THC, der Schmerzmedizin.
Schmerzlindernde Wirkung tritt wesentlich schneller ein
Bereits seit längerem setzt die tschechische Klinik Cannabis als Schmerzmittel ein, zuvor allerdings grundsätzlich in Tablettenform. Das Problem dabei: Die Wirkung ließ teilweise lange auf sich warten. Laut den Ärzten vor Ort waren eine halbe bzw. volle Stunde bis zum Wirkeintritt eher die Regel als die Ausnahme. Eine Ewigkeit für Patienten, die unter starken Schmerzen leiden. Mit einem Verdampfer spüren die Betroffenen innerhalb weniger Minuten eine erste Wirkung. Das macht auch die weitere Medikation einfacher, sind sich Experten einig. Das allein ist schon positiv.