COVID-19 könnte zur Verzögerung Deutschlands erster Cannabisernte führen

Cannabisanbau Verzoegerung

Update vom 30.09.2020:

Die Corona Pandemie wirbelt die gesamte Wirtschaft durcheinander. Auch die deutsche Cannabisbranche bleibt hiervon nicht verschont. Im Rahmen einer Anfrage gab die Bundesregierung nun die Befürchtung preis, die deutsche Hanfernte könnte sich in diesem Jahr deutlich verzögern. Das hat Auswirkungen auf den gesamten inländischen Markt und sorgt für eine größere Abhängigkeit von Importen. Die deutschen Erzeuger sind – ebenso wie die ausländischen Mitbewerber – jederzeit bereit, die Produktion zu beginnen. Mittlerweile hat sich die vermutliche Verzögerung der deutschen Ernte aber auch unter Herstellerkreisen herumgesprochen. Man sei bereit, auf Cannabis Importe umzusteigen. Klar ist: Um den hohen Qualitätsansprüchen zu genügen, wird nur solcher Hanf aus dem Ausland importiert, die alle Anforderungen entspricht.

Die Cannabisindustrie gehört nach aktuellem Stand zu den Gewinnern der Coronakrise (wir berichteten). Das gesteigerte Gesundheitsbewusstsein, die nur beschränkt möglichen Freizeitaktivitäten und die – noch längst nicht bewiesene – Hoffnung, CBD könne den Verlauf von Corona abschwächen haben der Branche satte Gewinne eingebracht, insbesondere in den USA. Auch in Deutschland brummt der Handel mit der seit Jahrtausenden bekannten Heilpflanze. Doch nun könnten die hiesigen Produzenten vor einem ernsten Problem stehen: Die ursprünglich für November angekündigte Hanfernte dürfte sich aufgrund der Corona-Pandemie deutlich verzögern.

Antwort auf eine parlamentarische Anfrage an die Bundesregierung

„Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die anhaltenden Folgen der COVID-19-Pandemie in vielen Wirtschaftssektoren den Beginn der Lieferungen im Jahr 2020 verzögern“,

so lautet die offizielle Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage. Die Herstellung von CBD-Produkten ist trotzdem sichergestellt, allerdings verlängert sich selbstredend die Phase der Importabhängigkeit.

Exporte müssen spezielle Kriterien erfüllen

Seitens der FDP Bundestagsfraktion wurde darüber hinaus angefragt, welche Länder als mögliche Ersatzlieferanten infrage kämen. „Jedes Land, welches die Bedingungen für die inländische Produktion erfüllt“, so die Rückmeldung der Regierung. Die Cannabisagentur Deutschland wird diesbezüglich etwas präziser:

„Jedes Land, das eine Cannabisagentur betreibt und Lizenzen für den Anbau von Cannabis für ausschließlich medizinische Zwecke gemäß den Bestimmungen des Einheitlichen Übereinkommens von 1961 ausstellt, kann als Exportland für die Einfuhr von Cannabis in das Land angesehen werden.“

Zwei der größten Hersteller, Demecan aus Deutschland und Aphria aus Kanada, haben ihren Zeitplan sicherheitshalber schon einmal angepasst: Sie erkannten an, dass eine Ernte Anfang 2021 realistisch ist.

Ursprüngliche Meldung vom 29.06.2020

Die Aufsichtsbehörden warnen, dass sich die erste inländische Ernte von medizinischem Cannabis in Deutschland, die für Oktober geplant ist, aufgrund der anhaltenden Coronavirus-Pandemie verzögern könnte.

Die Bundesanstalt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) schrieb in einer aktualisierten Dokumentation, dass

„aufgrund von COVID-19 nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich die erste Lieferung verzögert“.

Die Agentur hatte zuvor festgestellt, dass die erste heimische Ernte voraussichtlich im Oktober für die lokale Verteilung bereit sein würde.

Die Dokumentation – um einen Händler für die Cannabisagentur der Regierung zu finden – wurde kürzlich geändert.

Frist für Bereitstellung der Ernte

Das neue Dokument des BfArM legt fest, dass der Antragsteller des Vertriebsdienstleisters bereit sein muss, am 1. November mit der Bereitstellung von Diensten zu beginnen. Der effektive Starttermin kann jedoch später liegen, je nachdem, wann die ersten Ernten verfügbar sind. Die Bewerbungsfrist, ursprünglich der 28. April, wurde erstmals auf den 26. Mai verlängert dann erneut auf den 9. Juni verschoben.

Gewinnerunternehmen ist für die Verteilung von medizinischem Cannabis an Apotheken verantwortlich

Die Angebote der Bewerber müssen bis Ende August verbindlich sein. Das Gewinnerunternehmen wird für die Verteilung aller in Deutschland hergestellten medizinischen Cannabisblüten an Apotheken verantwortlich sein. Die deutschen Tochtergesellschaften der kanadischen Produzenten Aphria und Aurora Cannabis sowie Demecan aus Deutschland sind die einzigen drei einheimischen Erzeuger, die sich darauf vorbereiten, dem Gewinner des Vertriebsantragsverfahrens die erste Ernte zu liefern. Die Erzeuger haben mit dem BfArM einen Vertrag über den gemeinsamen Anbau von 2.600 Kilogramm Cannabisblüte in pharmazeutischer Qualität pro Jahr abgeschlossen. Dieser Vertrag ist über einem Zeitraum von vier Jahren gültig.

Cannabisunternehmen haben Kapitalmärkte während COVID-19-Krise erfolgreich erschlossen

Inzwischen haben medizinische Cannabisunternehmen in Deutschland die Kapitalmärkte in der COVID-19-Krise erfolgreich erschlossen. Anfang dieses Monats hat Demecan „eine siebenstellige Finanzierungsrunde mit einem deutschen Unternehmer aus der Konsumgüterbranche abgeschlossen“, sagte Dr. Constantin von der Groeben, Geschäftsführer von Demecan, gegenüber einem Medienbericht. Diese Finanzierung folgt auf die angekündigte Erhöhung des Unternehmens um 7 Millionen Euro (7,7 Millionen US-Dollar) im Jahr 2019. „Ein großer Teil“ dieser Mittel wird für den Bau der Anbauanlage verwendet, sagte von der Groeben. Er gab nicht bekannt, ob das Unternehmen vor der ersten Ernte im Herbst mehr Kapital aufbringen muss. Groeben fügte hinzu:

„Die Koronakrise zeigt, wie wichtig es ist, dass die Länder nicht ausschließlich, auf den Welthandel angewiesen zu sein und dass Investitionen in die heimische Produktion von medizinischem Cannabis getätigt werden.“

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