Cannabis-Engpass in Deutschland nach Legalisierung?

Klimakiller Cannabis

Berlin. „Klimakiller“ Cannabislegalisierung? Die Bundesregierung will den Bedarf an Cannabis komplett durch deutsche Produktion abdecken, um nicht gegen internationales Recht zu verstoßen. Aber geht das eigentlich?

Deutschland braucht jährlich 400 Tonnen Marihuana

Im kürzlich veröffentlichten Eckpunktepapier zur geplanten Cannabislegalisierung äußert die Bundesregierung den mutigen Plan, Freizeit-Cannabis komplett in Deutschland anbauen zu lassen. Auf diesem Weg hofft die Ampel-Koalition Probleme mit internationalen und europäischen Recht zu umgehen (CannaTrust berichtete). Das klingt erstmal sinnvoll, aber kann Deutschland den Bedarf an THC-haltigem Hanf überhaupt abdecken?

Der jährliche Bedarf an Marihuana in Deutschland wird auf 400 Tonnen geschätzt. So viel Hanf in Indoor-Anlagen bei künstlichen Licht anzubauen bedeutet einen hohen Bedarf an Strom und das erscheint bei den derzeitigen Energiepreisen keine gute Idee. Vor allem wenn man bedenkt, dass Sinn und Zweck der Cannabislegalisierung ist, günstigen und qualitativ hochwertiges Cannabis anzubieten.

„Klimakiller“ Cannabis

Die drogenpolitische Sprecherin Simone Borchardt sieht das Projekt Cannabislegalisierung daher aus umwelttechnischen Gründen als nicht möglich an. Für sie ist der Indoor-Cannabisanbau ein „Klimakiller“ mit hohem „Carbon-Footprint“. Sie kommentierte in der Welt am Sonntag:

„Dass im offiziellen Eckpunktepapier davon – im Gegensatz zu der vorab veröffentlichten Version – kaum mehr die Rede ist, zeigt, dass die Ampel das Thema offenbar unter den Tisch kehren will.“

Ist Freilandanbau von Hanf eine Lösung?

Der Geschäftsführer vom Hanfverband, Georg Wurth, fordert den Freilandanbau von Hanf zu erlauben. Denn dieser sei nachweislich klimafreundlich und bei der derzeitigen Energiekrise unumgänglich. Die SPD-Fraktion ist allerdings der Meinung, dass der Freilandanbau „aktuellen Erkenntnissen nicht den Standards [entspricht], die wir im Sinne des Gesundheitsschutzes wollen“, so Carmen Wegge, Berichterstatterin der SPD zum Thema Cannabislegalisierung. Was auch immer das heißen soll.

Die SPD sieht die Lösung darin, dass eine Lizenzvergabe für den Hanfanbau an die Nutzung von Solaranlagen gebunden wird. Auch das hört sich erstmal vernünftig an. Aber die Frage bleibt, ob unter diesen Umständen genügend Hanf produziert werden und dieser dann auch zu Preisen angeboten werden kann, die mit dem Schwarzmarkt konkurrieren können. Auch über die Möglichkeit von sonnenbeschienenen Gewächshäusern sollte diskutiert werden.

Eigenanbau und Cannabis Social Clubs

Gerade weil sich die deutsche Bundesregierung bei geplanter Cannabislegalisierung auf einen Versorgungsengpass vorbereiten muss, ist das Erlauben von Eigenanbau und Cannabis Social Clubs (CSC) so wichtig. CSCs sind Vereine, die kollektiv eine gewisse Menge an Marihuana anbauen und so den Bedarf der Mitglieder decken.

Ates Gürpinar, drogenpolitischer Sprecher der Linken, fordert:

„Damit der Cannabis-Anbau sich weniger an Profit orientiert und klimafreundlicher wird, sollte die Ampel mehr als nur drei Pflanzen pro Person für den Eigenanbau ermöglichen.“

Medizinisches Cannabis

Bei der obigen Diskussion geht es übrigens nur um Cannabis, welches zu Freizeitzwecken konsumiert wird. Bei medizinischem Cannabis gibt es in Deutschland schon jetzt einen Engpass (CannaTrust berichtete). Es darf nach der Cannabislegalisierung kein Mangel an THC zu medizinischen Zwecken bestehen, auch das muss die Bundesregierung bedenken.

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