Die Hanfpflanze enthält bekanntermaßen viele hundert unterschiedliche Inhaltsstoffe. Die wichtigsten sind dabei zweifellos die beiden Cannabinoide CBD und THC. Sie wirken antagonistisch, d. h. einander entgegengesetzt. Aber auch viele andere Substanzen spielen eine Rolle bei der Gesamtwirkung, beispielsweise eines Cannabidiol Öls. Die Tatsache, dass die Wirkung umso besser ist, je mehr natürliche Komponenten der Hanfpflanze in dem Präparat enthalten sind, wird als Entourage Effekt bezeichnet. Dieser wurde bereits mehrfach in Untersuchungen nachgewiesen, sowohl mit THC als auch mit CBD. Das sprichwörtliche „Gesamtpaket“ an Inhaltstoffen sorgt somit für die optimale Wirkung. Bislang wurden überwiegend Forschungen dazu angestellt, dass es den Entourage Effekt überhaupt gibt. Erstmals untersuchte eine Studie nun, welche Inhaltstoffe verantwortlich sind. Mit einer großen Überraschung. Die als sicher geglaubten Terpene sind laut einer neuen Studie aus dem Rennen.
CBD Öl (o. Ä.) mit einem großen Anteil an Terpenen wirken am besten. Denn die Terpene verursachen den Entourage Effekt und verbessern die Cannabidiol Wirkung. Soweit bisher die einhellige Meinung unter Wissenschaftlern. Doch eine neue Studie untersucht erstmals die genauen biochemischen Hintergründe des Entourage Effektes. Mit dem völlig unerwarteten Ergebnis, dass die Terpene offenbar gerade nicht an diesem Phänomen beteiligt sind. Die im Sommer veröffentlichen Studienergebnisse aus Neuseeland verwerfen damit eine lange sicher geglaubte „Tatsache“, die auch häufig im Rahmen von Marketingstrategien als Verkaufsargument herangezogen wurde.
Warum nun doch nicht die Terpene?
Die Wissenschaftler am Department of Pharmacology and Toxicology der University of Otago im neuseeländischen Dunedin untersuchten hierzu verschiedene Rezeptoren des menschlichen Endocannabinoid Systems und analysierten, welche Interaktionen bei Zugabe von Hanfextrakten auftraten. Genauer gesagt wurde die Menge an Molekülen gemessen, die sich an die Rezeptoren gebunden haben. Möglich ist dies durch elektromagnetische Messverfahren oder Fluoreszenzdetektion. Hierzu wurden THC- und CBD-Moleküle chemisch markiert und anschließend mit den folgenden, natürlicherweise in Hanf vorkommenden Terpenen vermischt:
- ɑ-Pinen
- -Pinen,
- -Caryophyllen
- Limonen
Das Ergebnis überraschte und dürfte zumindest innerhalb der Hanfbranche durchaus als „wissenschaftliches Erdbeben“ wahrgenommen werden: Keines der Terpene – ob einzeln oder als Mischung hinzugegeben – veränderte die Bindungsaffinität von CBD bzw. THC. an die CB1 oder CB2 Rezeptoren.
Bedeutung für Produzenten, Händler und Nutzer
Terpene galten bislang als Garant für eine gute Wirksamkeit des CBD Produktes. Diese Maxime muss nun wohl neu gedacht werden. Aber es passt in eine Zeit, in der sich die Cannabis Branche von so einigen sicher geglaubten Aussagen verabschieden muss. So wurde erst kürzlich klar, dass die Konzentration an Wirkstoff nicht immer gleichbedeutend mit der Wirkstärke ist.
Heute müssen wir uns klar machen, dass Terpene wohlmöglich keinen Einfluss auf den Effekt eines CBD Produktes haben. Es ist davon auszugehen, dass weitere Forschungen zu diesem Thema anstehen. Bis dahin, so Experten, ist man mit Vollspektrum Präparaten am besten bedient. Hier entfaltet sich der Entourage Effekt durch die Ganzheitlichkeit der Inhaltsstoffe am ehesten und gewährleistet eine optimale Wirkung. Welches Molekül auch immer wirklich dafür verantwortlich ist.