Topisches Cannabis bei venösen Beingeschwüren

Topisches Cannabis bei venösen Beingeschwüren

Kanadische Forscher untersuchten in einer offenen Studie die Wirkung von cannabis-basierten Medikamenten gegen venöse Beingeschwüre. Diese Erkrankung wird auch „offenes Bein“ genannt und zeichnet sich durch tiefe, schlecht heilende Wunden am Unterschenkel aus. Es stellte sich bei der Studie heraus, dass die Wundheilung von venösen Beingeschwüren durch äußerliche cannabis-basierte Medikamente beschleunigt werden konnte. Verantwortlich dafür sind unter anderem die Cannabinoide Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) sowie Flavonoide und Terpene, die in der Cannabispflanze enthalten sind.

Ursache von venösen Beingeschwüren

Diese Erkrankung ist eine Folge von Durchblutungsstörungen in den Beinen, ausgelöst durch eine Beinvenenschwäche. Der Rücktransport des Blutes zum Herzen ist hier beeinträchtigt. Behandelt werden die Geschwüre normalerweise mit Kompressionsverbänden, die den Rücktransport des Blutes fördern. Auch Medikamente zur äußeren Anwendung, sogenannte topische Medikamente, sind bei venösen Beingeschwüren gängig.

Die Genesungschancen liegen bei topischen Medikamenten jedoch nur bei 50 – 75 % nach sechs-monatiger, optimaler Behandlung. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Geschwüre innerhalb eines Jahres wiederkommen, liegt bei 40 – 70 %. Vorbeugend sollten Betroffene Kompressionsstrümpfe tragen.

Risikofaktoren für venöse Beingeschwüre sind:

Studienteilnehmer

Als Studienteilnehmer des Wundzentrums in Toronto zählten 14 Erkrankte mit insgesamt 16 Wunden. Bei den Betroffenen hatten die üblichen Therapiemaßnahmen nicht angeschlagen und die Geschwüre waren im Durchschnitt älter als 6 Monate. Einer der Teilnehmer litt bereits seit 12 Jahren an einer Wunde. Das Durchschnittsalter der Probanden lag bei 75,8 Jahren, die derweil an komplexeren Begleiterkrankungen litten. Auch lagen bei den Patienten Faktoren vor, die eine Wundheilung verhinderten: Wundheilung wie Ödeme (Wassereinlagerungen) und periphere arterielle Durchblutungsstörungen.

Studiendurchführung und Ergebnis

Bei der Studie wurden die Teilnehmer mit topischen cannabis-basierten Medikamenten und Kompressionsverbänden behandelt. Die Rezeptur enthielt die Cannabinoide THC und CBD, die Flavonoide Quercetin, Diosmin und Hesperidin sowie das Terpen Beta-Caryophyllen. Jeden zweiten Tag haben sich die Patienten die Cannabiszubereitung auf die betroffenen Geschwüre und anliegenden Stellen aufgetragen.

Das Resultat der Behandlung mit dem topischen Cannabis war äußerst positiv. Bei 11 Studienteilnehmern (79 %) und insgesamt 13 Geschwüren (81 %) wurde nach durchschnittlich 34 Tagen ein vollständiger Wundverschluss festgestellt. Bei den anderen Patienten wurde eine deutliche Verbesserung der Wundheilung beobachtet.

Wirkung von Cannabinoiden, Flavonoiden und Terpenen

Das Endocannabinoidsystem (ECS) trägt bei der Wundheilung eine wichtige Rolle, denn Cannabinoide wirken über dieses System. Die entzündungshemmenden Wirkungen von THC und CBD werden über die CB1- und CB2-Rezeptoren übermittelt. In unserer Haut gibt es reichlich dieser Rezeptoren. Eine weitere Wirkung der Cannabinoiden ist die Erweiterung der Blutgefäße, wodurch die Gewebedurchblutung und die Sauerstoffversorgung verbessert werden.

Das Terpen Beta-Caryophyllen wirkt ebenfalls entzündungshemmend und bindet an CB2-Rezeptoren an. Auch das Flavonoid Quercetin kann die Wundheilung beschleunigen und Diosmin, Hesperidin sowie Flavonoide stärken die Venen.

Fazit

Zusammengefasst zeigt die Studie eine Beschleunigung der Wundheilung bei äußerlicher Anwendung von Cannabispräparaten im Fall von venösen Beingeschwüren. Auch dort, wo gängige Therapien zur Wundheilung nicht beitragen konnten, wurde durch Cannabis eine deutlich schnellere Heilung sichtbar.

Des Weiteren ist auch die unkomplizierte Anwendung ein großer Vorteil. Zudem kommt, dass Patient:innen diese Anwendung selbstständig zu Hause durchführen können.

Geplant ist, in Zukunft weitere Studien zu topischen Cannabispräparaten durchzuführen, wo die Wirkungsweise von Cannabis auch bei andere Wundarten untersucht wird.

Quelle:

  • https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34013652/
  • https://www.canpharma.eu/de/studie-topisches-cannabis-beschleunigt-wundheilung-bei-venoesen-beingeschwueren/
  • https://www.kalapa-clinic.com/de/news-topische-cannabismedikamente-beschleunigen-wundheilung-bei-venoesen-beingeschwueren/

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